Harald Schirmer - es kommt nicht nur darauf an, was wir tun, sondern WIE wir es tun!

Unterwegs ins Mittelmaß?

Marionette

Seit einigen Monaten möchte ich einen Artikel zu diesem Thema schreiben –  es ist aber mehr eine Menge an einzelnen Gesichtspunkten, die auf den ersten Blick scheinbar nicht so richtig zusammen passen – in meinen Augen aber ein bedenkliches „Gesamtbild“ ergeben.
Sehr gerne tausche ich mich darüber zur Zeit mit anderen Interessierten aus.

Um auch vorweg zu nehmen – ich bin natürlich von alledem selbst betroffen und finde Vieles davon super und warte seit Langem auf dessen Verfügbarkeit. Es entsteht nur  mehr und mehr ein ungutes Gefühl, wohin das führt – besonders, wenn man es „un-reflektiert“ konsumiert und einfach übernimmt.

Hier also einmal – ins Unreine geschrieben – diese Gedanken gesammelt:

 

Zielgruppenorientierte Kommunikation:

Sie haben eine Panne mit dem Auto. Jetzt erklären Sie diesen Vorfall:

  • Ihrem Partner
  • Ihrer Werkstatt
  • Ihrem Kollegen
  • Ihren „Kumpels“

 Ich behaupte Sie werden jeder dieser „Zielgruppen“ den exakt selben Vorfall mit ganz anderen Worten (Fachbegriffen), mit unterschiedlicher Detail-Tiefe, mit und ohne „Emotionen“ und mit unterschiedlichem Ziel berichten. > Sie passen also normalerweise Ihre Kommunikation dem Empfänger an. Das wird im „Einheitseingabefeld“ Plattformen jedoch nicht angeboten (Gut es gibt ja noch Smileys…)

 

„Flache“ Kommunikation:

Kann man also nicht nach „Empfängern“ differenzieren (wer die Nachricht wann und wo liest), wird schnell ein niedrigeres „Niveau“ an Qualität oder Inhalt gewählt: (um sicher zu gehen)

  • weniger Details
  • weniger Emotionen
  • politisch korrekter

Damit geht natürlich Individualität und Authentizität verloren. Lernen die Menschen dann noch, dass diese Informationen quasi unbegrenzt zur Verfügung stehen – und damit keinen zeitlichen Bezug mehr haben – wird man sich immer öfter dazu entscheiden „nicht“ oder eben sehr „flach“ zu kommunizieren (es könnte irgendwann gegen einen verwendet werden, oder anders ausgelegt – weil aus dem Kontext gerissen) … eine Ausprägung davon sind Millionen von Nutzern, die eigentlich nur „Liken“ und „Re-Tweeten“ – aber kaum selbst Stellung beziehen.

Man erkennt das aktuell auch sehr deutlich in der Politik – es wird durch dieses „abschleifen“ von Kanten und Fehlen von „konkreteren“ Aussagen immer mehr ein „Einheitsbrei“ entstehen. Politisch korrekt, gesellschaftsfähig, zeitlich uneingeschränkt einsetzbar = aussagelos = mittelmäßig = unwichtig

 

Reizüberflutung – Reizarmut … gleichzeitig:

Das fast gesamte, derzeitige Web basiert auf visuellen Eindrücken – teils mit Audiounterstützung. Text, Bilder, Videos, Podcasts… Das in einer unglaublichen Menge, auf allen Kanälen – Tendenz stetig steigend – auch die bisher so friedlichen / statischen Litfaßsäulen werden zunehmend durch teils interaktive Videoscreens ersetzt. Fernseher in Einkaufszentren, Zügen,  Bars… völlig normal. Zusätzlich das Smartphone, der PC, Tablet, im Auto immer größere Bildschirme – Reize überall.

Aber was ist mit allen anderen Sinnen – Haptik also wie sich „Dinge anfühlen“ (wenn alles nur noch aus Plastik ist) auch Geruch als typischer Sinnesreiz oder weitergehend noch Aura, Bauchgefühl – wird nicht mehr adressiert – droht zu verkümmern. Auch die Augen als unsere primären „Sensoren“ werden auf „digitale“ Entschlüsselung trainiert. Mimik, Gesten, gedeckte Farben, Stimmungen werden kaum noch „trainiert“ – es sind zu „schwache Signale“.

Neben einer 120 cm hochkontrastigen, perfekt ausgeleuchteten HD Animation einer in Zeitraffer wachsenden Blume hat doch ein Print 10x15cm eines „naturgetreu“ fotografierten Herbst-Nebelbildes keine Chance mehr (egal wie hochwertig es ist). Man will heute jedes Detail extrem scharf und vergrößert in Zeitlupe sehen – logisch / analytisch / begeisternd …ein „reales“ Abbild (unsere Realität) scheint zu „langweilig“

 

Die Flut macht stumpf:

Jetzt kommt noch die stetig wachsende Menge an Informationen, Kontakten und „Vorkommnissen“ hinzu. Wird man täglich mit einer hohen Dosis an (meist Negativ-)Meldungen konfrontiert, passt sich der eigene Maßstab an. In der Menge an Unfällen, Skandalen, Katastrophen gehen „einfache“ persönliche Probleme oder Krisen fast unter. (Von außen betrachtet) Irgendwie haben doch viele Krebs, BurnOut etc. das ist nicht „Besonderes“ mehr.

Wer sich stetig mit (potentiell) hunderten von Freunden austauscht, ist von einem 1:1 Gespräch schnell „gelangweilt“ > Griff zum Smartphone.

Nach dem x-ten Bericht über „das ist ungesund/gefährlich“ bleibt kaum noch etwas übrig, was man einfach nur genießen kann – es beginnt „egal“ zu werden… man kann es gefühlt nicht mehr richtig machen.

 

Keine Steigerung mehr möglich:

Wir sind seit mehr als einem Jahrzehnt im „Maximum“ angekommen. GAU war schon der „größte anzunehmende Unfall“ – Ein Super GAU ist schon Schwachsinn. Aber egal ob es stetig wiederkehrende Jahrhundert… oder „noch nie dagewesene…“ oder der „heißeste/kälteste Sommer/Winter. Jeder Radiosender spielt natürlich nur die beste Musik, bietet den schnellsten Service. Alles hat „high Priority“ scheint unglaublich wichtig, zeitkritisch und alternativlos.

 

Individualisierung nicht mehr möglich?

 Eine aktuelle Auto-Werbung zeigt das Problem wunderbar. Es gab mal ein schwarzes Schaf in der weißen Herde – es war individuell. Heute hat jedes Schaf eine andere Farbe – auch individuell, aber in der Herde sind alle einfach nur bunt. Es wurde stetig nach Alleinstellungsmerkmalen gestrebt – als Mensch, als Firma oder in den Medien – aber wenn das Alle machen / und dass durch Social Media auch noch dargestellt/sichtbar wird – stellt sich schnell die Sinnfrage.

 

Eindeutigkeit unmöglich?

War das nicht einfach „Atomkraft – Nein Danke“ oder „die Rente ist sicher“ oder „Milch ist gesund“… klare Worte, einfache Botschaft. Heute wissen wir über all die Dinge so viel mehr, haben alle Zugang zu enormen Wissen, werden täglich mit Meinungen und Interessenkonflikten konfrontiert, haben gelernt es gibt auch „Grauzonen“ neben dem „Schwarz-Weiß“ – haben Empathie und Gesprächsregeln gelernt – und jetzt… Je mehr jemand weiß, je breiter der Erfahrungsschatz ist um so schwerer werden einfache Aussagen. Alles ist nur noch ein Kompromiss.

 

Digital Natives / Young Generation:

In vielen Vorträgen hört man heute „Die junge Generation wird von uns (vor Allem in Firmen) einen ganz anderen Umgang mit Information fordern, weil sie damit aufgewachsen sind“ – Es klingt auch sehr logisch. Ich habe hier einige Zweifel. Ja, 15 – 25 jährige sind heute vernetzt, nutzen Facebook, Twitter und Co wie ältere Generationen Radios. Ich habe aber das starke Gefühl, dass diese Generation (besser einige wenige) verfügbare Tools nutzen – aber kaum hinterfragen oder bewußt eine Entscheidung für oder gegen deren Nutzung fällen.
Alle sind in Facebook, also muss „ich“ auch rein. Dann wird „Twitter“ gehyped – wechsel zu Twitter… ein wenig wie eine Schafherde. Man liest sehr wenige Kommentare, die sich mit Sinn und Wert, Auswirkungen oder Gefahren auseinandersetzen.

 

 

Das alles mag sehr „negativ“ klingen und je nach Standpunkt übertrieben – es sind meine Beobachtungen die eher eine „Fragensammlung“ als Antworten bilden…

 

To be continued / commented

 

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